04 Jul

Am fremden Leib erfahren

von Verena Triesethau (Leipzig)


Alle Welt redet über Sex, alle Welt hat Sex, Sex scheint etwas ganz Natürliches. Jedenfalls suggeriert der mediale Diskurs solche Annahmen, die sich auch in einer der am häufigsten gebrauchten superlativen Umschreibungen zeigt: „Sex ist die natürlichste Sache der Welt“.

Diese Berufung auf die Natürlichkeit gräbt das alte Spannungsverhältnis von Konstruktivismus und Essentialismus wieder hervor. Betrachten wir Sex aber zunächst als etwas, das wir körperlich erfahren, stellt sich die Frage nach dem Gegebenen und dem Gewordenen etwas anders und zwar danach, wie ein Verhältnis von diskursiver Herstellung und subjektiver Erfahrung gefasst werden kann. Die körperphilosophischen Überlegungen zu Geschlechtlichkeit und Sexualität von Judith Butler und Michel Foucault bewegen sich vor allem in einem konstruktivistischen Rahmen, in dem subjektive Erfahrung durch Diskurse entsteht. Dieses den Sexualitätsdiskurs bestimmende konstruktivistische Paradigma lässt bislang Sexualität als körperlich-leibliche Erfahrung weitgehend unberührt.

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