29 Dez

Waste Animals

Von Johann S. Ach (Münster)


In Deutschland wurden 2021 rund 2,5 Millionen Tiere im Zusammenhang der tierexperimentellen Forschung gezüchtet und getötet, die nicht in Versuchsvorhaben eingesetzt wurden. Ihre Nutzung als Futtermittel stellt, wie im Folgenden dargelegt wird, nicht nur aus rechtlicher, sondern auch aus ethischer Perspektive keinen Grund dar, der ihre Erzeugung und Tötung rechtfertigen könnte.

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07 Okt

Tiere ernähren

Von Bernd Ladwig (Berlin)


Jedes Tier muss sich von etwas ernähren, um überleben und gut leben zu können. Wir Menschen machen da keine Ausnahme. Allerdings unterscheidet uns manches von anderen Tieren. Zunächst einmal sind wir Omnivoren: Wir vertragen pflanzliche ebenso wie tierliche Nährstoffe. Sodann sind wir besonders erfinderisch und können Nährstoffe synthetisch herstellen. Vitamin B12 zum Beispiel ist in Pflanzen kaum enthalten, aber wir gewinnen es biotechnologisch aus Bakterienkolonien, was uns eine vegane Lebensweise erlaubt. Und schließlich sind wir zur Reflexion fähig und darum für unser Handeln normativ zuständig. Eine Bratwurst mag noch so verlockend duften, wir können ihr dennoch widerstehen, wenn wir dafür gute Gründe zu haben glauben.

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03 Aug

Die Rolle der Ernährung im menschlichen Leben

Von Ursula Wolf (Mannheim)


Dass wir essen und trinken, ist lebensnotwendig. Weil das so ist, hat die Natur uns mit Begierden ausgestattet, die auf einen Mangel an Flüssigkeit und Nahrung hinweisen, und mit Lustgefühlen, die mit der Auffüllung des Mangels einhergehen. Die klassischen griechischen Philosophen haben diese Art des Begehrens und der Lust abgewertet, weil eine solche sinnliche Lust auch bei Tieren vorkommt und daher nicht zu dem gehören kann, was ein gutes menschliches Leben ausmacht. Platon argumentiert, das Gute und die Lust müssten zweierlei sein, weil das Gute nicht mit Schlechtem gemischt sein kann, sinnliche Lust aber immer mit Unlust gemischt ist, da die Unlust-Empfindung des Mangels und die Auffüllungslust gleichzeitig erfahren werden. Ähnlich scheidet Aristoteles das Leben des sinnlichen Genusses aus den Kandidaten für ein gutes menschliches Leben aus, weil wir es mit Tieren teilen, während es beim Menschen nur mit einer Vorbedingung des guten Lebens, der körperlichen Gesundheit, zu tun hat. Die Befriedigung der sinnlichen Bedürfnisse ist mit der Tugend der Mäßigkeit vorzunehmen, d.h. so weit, wie es für ein gutes Leben notwendig ist. Das gute Leben für den Menschen beginnt seiner Auffassung nach dort, wo solche lebensnotwendigen Voraussetzungen (zu denen nicht nur die Nahrung gehört, sondern alle materiellen Lebensbedingungen) gegeben sind und die Menschen ungestört durch Mangelempfindungen und Begierden ihr Leben in vernunftgeleiteten Tätigkeiten aktualisieren können, die nun nicht sinnliche Lust bewirken, sondern unbehinderte, frei vollzogene in sich selbst lustvoll sind.

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25 Mai

Von Fledermäusen, Schweinen und Hunden

Von Leonie Bossert (Tübingen)

Ist das Covid-19-verursachende Virus nun von Fledermäusen direkt, von Fledermäusen mit Zwischenwirten wie Schuppentieren oder doch – wie jüngst Christian Drosten in die Debatte eingebracht hat  – von Marderhunden auf den Menschen übergegangen? Wie wahrscheinlich ist der Ausbruch von Epidemien in „unseren Schweineställen“, in denen Viren zwangläufig gut gedeihen, wie auch vom Virologen Peter Rottier betont wurde? Und was besagt die Krise über das Mensch-Tier-Verhältnis, wenn die (nachvollziehbare) Angst vor Ansteckung dazu führt, dass zahlreiche Hunde in Tierheimen stranden oder aber Menschen für die Zeit der Ausgangssperre zur persönlichen Zerstreuung gerne ein Tier aus dem Tierheim aufnehmen möchten, welches danach dann aber bitte wieder vom Heim „zurückgenommen“ wird?

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21 Mai

Zur Relevanz der akademischen Tierethik bei der Frage nach dem Umgang mit nicht-menschlichen Tieren im öffentlichen Diskurs

von Alina Omerbasic (Potsdam)


Die Frage nach dem „richtigen“ Umgang und der Verantwortung des Menschen mit und gegenüber der außermenschlichen Natur und somit auch mit und gegenüber nicht-menschlichen Tieren ist in den letzten Jahrzehnten zunehmend in den Fokus öffentlicher Debatten gerückt. Diese aus moralphilosophischer Perspektive begrüßenswerte Entwicklung gibt Anlass, über die Rolle der akademischen Tierethik in diesem Prozess nachzudenken.

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05 Mrz

Zwischen Würde und Nutzwert: die Diskussion um den Eigenwert von Tieren

von Martin M. Lintner (Brixen)


Bei Interviews oder Diskussionen über tierethische Fragen wird oft folgende Frage gestellt: „Unsere Haustiere lieben und verhätscheln wir und geben jede Menge Geld aus, damit es ihnen gutgeht. Aber wie unsere Nutztiere aufwachsen und leben, darüber machen wir uns weitgehend keine Gedanken. Ihre Haltungs- und Schlachtungsbedingungen werden weitgehend nach dem ökonomischen Nutzenkalkül ausgerichtet, das Wohlergehen und die Gesundheit eines Tieres spielen maximal eine nur untergeordnete Rolle. Ist das nicht ein Widerspruch?“

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30 Jan

Waschbär, Grauhörnchen, Nilgans: possierliche Mitbewohner oder Feindbild?! Tierethische Überlegungen zum Umgang mit „invasiven“ Arten

Von Leonie Bossert (Tübingen)


Der Gedanke mag naheliegen, dass Naturschutz etwas ist, das zu Gunsten nichtmenschlicher Tiere betrieben wird. Dies ist auch tatsächlich der Fall, solange das nichtmenschliche Tier einer vom Aussterben bedrohten oder heimischen Spezies angehört. Sofern es sich jedoch um Individuen häufiger Arten oder gar um Individuen von Arten, die als „invasiv“ eingestuft werden, handelt, sieht die (naturschutzfachliche) Welt anders aus.

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19 Nov

Zur Rolle von Religion und Weltanschauungen in der Tierethik

von Clemens Wustmans (Berlin)


Religiöse Überzeugungen spielen im komplexen Feld von Tierethik, Tierschutz und Tierrechtsbewegung eine ambivalente Rolle: Tierschutzvereine und Tierheime sind in großer Zahl nach Albert Schweitzer benannt, auf der Ebene sozialer Bewegungen begründen nicht wenige Menschen ihre Motivation für den Tierschutz mit ihrer religiösen Sicht auf die Welt, um sich für ihre Mitgeschöpfe einzusetzen (ein Begriff, der so auch im deutschen Tierschutzgesetz zu finden ist) und zumindest im deutschsprachigen Raum ist die Umweltbewegung der 1970er und 80er Jahre kaum ohne ihre religiöse Dimension denkbar.

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