23 Jun

Was ist eigentlich Tierphilosophie?

Von Tobias Starzak (Bochum)                     


In der öffentlichen Wahrnehmung wie auch innerhalb der Philosophie selbst sind zwei Themen der Tierphilosophie besonders prominent: die Auseinandersetzung mit Tieren aus ethischer und aus anthropologischer Perspektive. Es gibt jedoch noch einen weiteren Ansatz, den einer empirisch orientierten Philosophie des Geistes.

Etwas polemisch möchte ich argumentieren, dass innerhalb dieses Ansatzes am meisten über Tiere philosophiert wird: Er produziert die größten Herausforderungen und innovativsten Entwürfe und liefert so einen spannenden zeitgenössischen Beitrag zu den Kognitionswissenschaften. Aber eins nach dem anderen.

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19 Jun

Ragnarök

In Kooperation mit der Zeitschrift Avenue verlinken wir auf einen Beitrag des Tierphilosophen Markus Wild (Basel). Philosophieren mit Thors Hammer? „Wir schaffen seit Jahren idiotische Kontaktzonen zwischen illegal gehandelten Wildtieren, die wir mit bestialisch gehaltenen Nutztieren zusammenbringen, weil wir uns die natürlichen Lebensräume brutal und hemmungslos vom Nutellaglas in den Schlund stopfen. „

Auf der Webseite der Zeitschrift Avenue kann man mit Markus Wild über seinen Essay diskutieren. Die besten Kommentare werden in der gedruckten Ausgabe von Avenue abgedruckt.

21 Mai

Zur Relevanz der akademischen Tierethik bei der Frage nach dem Umgang mit nicht-menschlichen Tieren im öffentlichen Diskurs

von Alina Omerbasic (Potsdam)


Die Frage nach dem „richtigen“ Umgang und der Verantwortung des Menschen mit und gegenüber der außermenschlichen Natur und somit auch mit und gegenüber nicht-menschlichen Tieren ist in den letzten Jahrzehnten zunehmend in den Fokus öffentlicher Debatten gerückt. Diese aus moralphilosophischer Perspektive begrüßenswerte Entwicklung gibt Anlass, über die Rolle der akademischen Tierethik in diesem Prozess nachzudenken.

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07 Mai

Eine Frage der sozialen Gerechtigkeit

Von Claudia Paganini (Innsbruck)


Vor einiger Zeit habe ich eine Tagung zum Thema Tierethik organisiert. Die internationalen Referent*innen brachten sehr unterschiedliche normative Positionen ein und egal aus welcher Perspektive wir die vielfältigen Mensch-Tier-Beziehungen reflektierten, das Ergebnis war immer, dass unser menschliches Verhalten überall grob defizitär ist. Die Stimmung, die diese Erkenntnis mit sich gebracht hatte, war bedrückend und nicht jedem gelang es, mit der Spannung zwischen den gemeinsam erarbeiteten und für angemessen erachteten ethischen Imperativen und der eigenen Praxis umzugehen.

„Das Schlimme ist“, hörte man nach einer längeren Stille aus dem Publikum, „dass diese Tierrechtsaktivisten so extrem sind. Stellen Sie sich vor, in meiner Heimatstadt wurde bei einer Demo sogar einmal mit einem Stein das Fenster von einem Schlachthaus eingeschlagen.“

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05 Mrz

Zwischen Würde und Nutzwert: die Diskussion um den Eigenwert von Tieren

von Martin M. Lintner (Brixen)


Bei Interviews oder Diskussionen über tierethische Fragen wird oft folgende Frage gestellt: „Unsere Haustiere lieben und verhätscheln wir und geben jede Menge Geld aus, damit es ihnen gutgeht. Aber wie unsere Nutztiere aufwachsen und leben, darüber machen wir uns weitgehend keine Gedanken. Ihre Haltungs- und Schlachtungsbedingungen werden weitgehend nach dem ökonomischen Nutzenkalkül ausgerichtet, das Wohlergehen und die Gesundheit eines Tieres spielen maximal eine nur untergeordnete Rolle. Ist das nicht ein Widerspruch?“

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30 Jan

Waschbär, Grauhörnchen, Nilgans: possierliche Mitbewohner oder Feindbild?! Tierethische Überlegungen zum Umgang mit „invasiven“ Arten

Von Leonie Bossert (Tübingen)


Der Gedanke mag naheliegen, dass Naturschutz etwas ist, das zu Gunsten nichtmenschlicher Tiere betrieben wird. Dies ist auch tatsächlich der Fall, solange das nichtmenschliche Tier einer vom Aussterben bedrohten oder heimischen Spezies angehört. Sofern es sich jedoch um Individuen häufiger Arten oder gar um Individuen von Arten, die als „invasiv“ eingestuft werden, handelt, sieht die (naturschutzfachliche) Welt anders aus.

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16 Jan

Tiere, Personen, Kultur und andere ethische Überlegungen

Von Karim Baraghith (Düsseldorf) & Maria Sekatskaya (Düsseldorf)


Einleitung

Man kann die zwei Hauptfragen der Tierphilosophie etwa so stellen: „Was ist der Unterschied zwischen Mensch und Tier?“ und „Was ist der moralische Status von Tieren und was folgt daraus für unser Handeln ihnen gegenüber?“. Es ist leicht zu erkennen, dass die eine Frage eher deskriptiver, die andere eher normativer Natur zu sein scheint, doch ohne die Allgemeingültigkeit des „Sein-Sollen“ Fehlschlusses anzweifeln zu wollen – wir sind logisch nicht berechtigt von Tatsachen auf moralische Urteile zu schließen –  sind wir der Ansicht, dass sich beide Fragen kaum unabhängig voneinander befriedigend beantworten lassen. Im Folgenden wollen wir daher indirekt beide Fragen beleuchten und einen Brückenschlag versuchen. Wir werden uns dafür zunächst fragen, worin ein biologischer Unterschied zwischen Menschen und Tieren bestehen könnte, was genau „Personen“ sind und was aus alldem folgt.  

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31 Dez

Tier(e), Mensch(en) & Ethik – Philosophische Verhältnisbestimmungen zwischen Exklusion, Inklusion und Integration in moralischer Absicht

Von Heike Baranzke (Wuppertal)


Die Beziehung des Menschen zum Tier ist fundamental und ambivalent. Tiere gehören zu den frühesten Bildmotiven archaischer Menschen, die die Bedeutung der Tiere als Lebensbedrohung, Nahrungslieferant und Gefährte, ihre Nähe und Ferne zum Menschen, reflektieren. Die Reflexion wird philosophisch, wenn sie auf Begriffe gebracht wird, nämlich auf die Begriffe ‚Mensch‘ und ‚Tier‘. Der Singulargebrauch: der Mensch, das Tier zeigt, dass sich das Erkenntnisinteresse hier nicht mit zoologischer Neugier auf die Vielfalt von Tierarten und ihre Eigenschaften und Fähigkeiten richtet, sondern einzig und alleine auf die anthropologische Differenz. Es ist die Sprache der philosophischen Anthropologie, mit der wir vergleichend zu begreifen versuchen, was uns als Menschen ausmacht. Im Dienste dieses philosophischen Zieles menschlicher Identitätssuche werden Tiere lediglich als Hintergrundfolie zur Differenzbestimmung herangezogen. Da das Interesse nicht ihnen gilt, sind sie austauschbar. Der Mensch kann sich auch mit anderen Wesen vergleichen, z.B. mit Göttern oder mit Robotern.

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10 Dez

Der Mensch und das Tier. Wer ist der Mensch?

von Sarah Tietz (Bremen)


Tiere haben uns Menschen schon immer interessiert. Schon immer wollten wir wissen, wie sich Hunde, Hasen, Pferde, Schafe oder Bienen verhalten, weil wir diese und andere Tiere nutzen: zur Jagd, zur Zucht, zum Hüten, zum Essen oder einfach nur zur privaten Haltung. In all diesen Fällen ist es hilfreich, die Eigenarten von Tieren zu kennen.

Wir studieren Tierverhalten aber nicht nur, um Tiere nutzen zu können. Ein Klick auf youtube, und es wimmelt von dokumentierenden Tiervideos: Videos von Tieren im Regenwald, Tieren im Wasser, Tieren in der Wüste oder Tieren zu Hause. Sie alle erfreuen sich enormer Klickmengen. Tiere interessieren uns einfach, so wie uns auch vieles andere interessiert.

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