26 Jan

Habermas und die Medien: Überlegungen zum neuen Strukturwandel der Öffentlichkeit

von Hans-Henrik Dassow (Universität Bremen)

Wenn von Personen der Öffentlichkeit akademische Arbeiten erneut hervorgeholt werden, ist dies für die Betroffenen häufig nicht sehr erfreulich: Zu treffsicher sind die Algorithmen von Plagiat-Software darin, akademische Verfehlungen von Autor*innen aufzudecken. Der Philosoph der Öffentlichkeit, Jürgen Habermas (*1929), muss zunächst nicht um seine akademischen Titel fürchten: Das wiedererwachte Interesse an seiner Habilitationsschrift aus dem Jahr 1962 mit dem Titel Strukturwandel der Öffentlichkeit steht ebenfalls im Zusammenhang mit Algorithmen, wenngleich mit solchen, die unseren digitalen Alltag maßgeblich prägen. Hierbei schweben mir die Empfehlungsalgorithmen von Facebook und Twitter, die Algorithmen hinter Social Bots oder Algorithmen zur Enttarnung von Falsch- und Hassnachrichten vor.

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29 Jan

#MeToo – Versuch einer Bilanz

von Tatjana Hörnle (Berlin)


Die Folgen der internationalen Empörungsbewegung, die mit dem Hashtag #MeToo bezeichnet wird, waren drastisch: arbeitsrechtliche und strafrechtliche Konsequenzen und/oder soziale Ächtung für viele Beschuldigte, darunter prominente und einflussreiche Personen (in der Regel Männer). Es lohnt sich, im Rückblick positive und negative Aspekte dieser Bewegung zu benennen. Eine zentrale Frage ist, ob sich Verhaltensnormen geändert haben und wie solche Veränderungen zu bewerten sind. Von Verschärfungen sozialer Normen ist auszugehen: Sexualisiertes Verhalten, das nicht von allen Beteiligten konsentiert ist, wird zunehmend sozial abgelehnt. Es ist zudem wahrscheinlich, dass #MeToo nicht nur restriktivere Verhaltensstandards verankert hat, sondern auch abschreckende Wirkung für egozentrische, wenig an sozialen Normen interessierte Personen entfaltet. Wie groß solche Effekte sind, ist schwer zu sagen – aber es ist plausibel anzunehmen, dass die #MeToo-Bewegung nicht folgenlos ist.

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