28 Mrz

Rawls und die Religion

Von Martin Breul (Erfurt)


Es hat nicht viel gefehlt, und Rawls wäre nicht der bedeutendste Vertreter der Politischen Philosophie im 20. Jahrhundert, sondern Theologe und Pfarrer geworden: Vor seinem Studium und während seines Dienstes im US-Militär im 2. Weltkrieg spielte Rawls – als gläubiger episkopaler Christ – mit dem Gedanken, Priester zu werden; und selbst als er diese Idee aufgrund seiner im Krieg in Frage gestellten Religiosität wieder aufgab, blieb er interessiert an theologischen Fragestellungen. Seine Abschlussarbeit am Philosophy Department der Universität Princeton trug den Titel „Eine kurze Untersuchung über die Bedeutung von Sünde und Glaube“. Auch wenn Rawls keine Karriere in der Theologie verfolgte, ist die Stellung der Religion in der politischen Öffentlichkeit eines liberalen Verfassungsstaats ein Dauerthema seiner späteren Werke. Welches Verhältnis hat Rawls also zur Religion? Welchen Stellenwert hat die Religion in seiner Version des Politischen Liberalismus? Und war Rawls am Ende gar ein religiöser Denker?

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