15 Jun

Der neue SWIP Good Practice Guide „Vereinbarkeit“ – Teil 2

von Almut von Wedelstaedt (Bielefeld), Christiana Werner (Duisburg-Essen), Christine Bratu (Göttingen) und Katharina Naumann (Magdeburg)


Bekannterweise sollte es uns als Philosoph:innen nicht nur darum gehen, die Welt besser zu verstehen, sondern wir sollten auch einen Beitrag dazu leisten, sie zum Besseren zu verändern. Dies gilt insbesondere für unsere eigene wissenschaftliche Community, also denjenigen Ausschnitt der Welt, in dem wir uns als Philosoph:innen berufsbedingt herumtreiben. Die vorliegende Reihe zum Thema „Vereinbarkeit“ soll beides leisten: Zum einen soll sie Personen, die (noch) ohne Sorgeverantwortung im Wissenschaftsbetrieb unterwegs sind, verdeutlichen, was Personen, die (bereits) Sorgeverantwortung für andere übernehmen, schmerzlich bewusst ist – nämlich dass es mit der Vereinbarkeit wissenschaftlichen Arbeitens und der Sorge um andere Menschen meist nicht weit her ist. Zum anderen sollen aber auch konkrete Vorschläge zur Diskussion gestellt werden, wie wir diese Situation als Community verbessern können. Im neuen SWIP Good Practice Guide zum Thema „Vereinbarkeit“ haben wir einige dieser Vorschläge gesammelt, die wir hier nun kurz vorstellen wollen (den vollständigen Guide gibt es hier, Teil 1 der Vorstellung des Guides auf praefaktisch hier).

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29 Mrz

Erwartungshaltungen. Feministische Perspektiven auf Supererogation

Von Katharina Naumann (Magdeburg), Marie-Luise Raters (Potsdam) und Karoline Reinhardt (Tübingen)


Wozu bin ich moralisch verpflichtet und was kann nun wirklich keiner von mir verlangen? Ist es besonders lobenswert, wenn ich mehr leiste? Und bin ich immer zur Dankbarkeit verpflichtet, wenn mir jemand etwas Gutes tut, oder hat das seine Grenzen? Außergewöhnliche Situationen, die mit besonderem Einsatz oder Risiko verbunden sind, werfen diese Fragen genauso auf wie freundliche Gesten. Aber wo beginnt die ‚Mehrleistung‘ und ist die Schwelle für alle gleich?

In unserer moralischen Urteilspraxis werden manche Handlungen als in hohem Maße moralisch wertvoll, aber dennoch nicht geboten betrachtet. Die Moralphilosophie bezeichnet diese als ‚supererogatorisch‘. Aber obwohl unsere Vorstellungen davon, wer zu was verpflichtet ist, zweifellos stark von Rollenbildern geprägt sind und keineswegs ‚genderneutral‘ sind, hat die Moralphilosophie diesen Aspekt bislang weitgehend ausgespart: Eine systematische Auseinandersetzung mit dem Konzept der ‚Supererogation‘ aus feministischer Perspektive stellt bislang ein Forschungsdesiderat dar.

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