20 Nov

Zur Departmentstruktur

von Christine Tiefensee (Frankfurt)


Will man Thomas Kuhn Glauben schenken, folgt auf die Krise des alten wissenschaftlichen Paradigmas wissenschaftliche Revolution. Der Vergleich zwischen Kuhns Revolutionen und der derzeit stark diskutierten Transition von der traditionellen Lehrstuhlstruktur hin zu einer Departmentstruktur hinkt zugegebenermaßen an mehreren Stellen. ‚Krise‘ und ‚Revolution‘ sind schließlich sehr starke Begriffe, wobei sich Philosoph*innen—bis auf wenige Ausnahmen—gemeinhin nicht gerade durch revolutionären Tatendrang und ausgeprägten Aktivismus hervortun. Dennoch lädt dieses Bild dazu ein, zwei drängende Fragen zu beantworten: Erstens, befindet sich das traditionelle Lehrstuhlsystem, in dem weisungsgebundene Mitarbeiterstellen Lehrstühlen zugeordnet sind, in einer ‚Krise‘, d.h. sieht es sich mit gravierenden Problemen konfrontiert, die nicht länger ignoriert werden können und dürfen? Zweitens, könnte eine beispielsweise aus den USA und Großbritannien bekannte Departmentstruktur, in der es keinen weisungsgebundenen Mittelbau gibt, sondern Philosophen*innen als weisungsunabhängige Professoren oder Lecturers forschen und lehren, diese Probleme überwinden, und wie könnte eine ‚Revolution‘ angegangen werden?

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