27 Okt

„Ist das überhaupt noch ‚Ethik‘?“ – Nicht-philosophische Methoden in der interdisziplinären Medizinethik

von Marcel Mertz (Hannover)


Als ich damals – vor über 15 Jahren – meine erste Stelle als studentische Hilfskraft an einem Medizinethik-Institut antrat, beschlich mich rasch ein konsternierendes Gefühl. Ich arbeitete zwar an einem Institut mit der Bezeichnung „Ethik“, konnte aber kaum etwas wiedererkennen, was ich mit meinen bisherigen Semestern im Philosophiestudium mit „Ethik“ in Verbindung brachte, wie Beiträge zur Kritik oder Verteidigung verschiedener Moraltheorien, Analysen moralisch relevanter Begriffe oder schlicht die Frage danach, was auf Grundlage dieser oder jenes Ansatzes z.B. in der Medizin „moralisch richtig“ wäre. Meiner damaligen Auffassung nach forschten die Wissenschaftler*innen an diesem Institut zu „irgendetwas“ – was, vermochte ich zu der Zeit noch nicht so richtig zu fassen –, aber sicher nicht zu Ethik. Die Fragestellungen, Arbeitsweisen und damit letztlich auch die Methoden wirkten auf mich nämlich überhaupt nicht „philosophisch“.

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