05 Dez

Judenhass im Namen von Freiheit und Würde

Bild des Eintrags Antisemitismus im Wörterbuch

Joël Ben-Yehoshua (Jena)


„Nicht den Juden, unsern Brüdern, sondern der Judenschaft dem Judenstaat erklären wir den Krieg“


In Anbetracht des antisemitischen Massakers in Israel am 7. Oktober 2023 und der teils verstörenden globalen Reaktionen darauf hat Philip Hogh darauf aufmerksam gemacht, dass es eine „genuine Aufgabe kritischer Theorien“ ist, das Phänomen Antisemitismus besser zu erfassen sowie zu verstehen, „warum soziale Bewegungen und mit ihnen sympathisierende und sich als Kritiker*innen verstehende Intellektuelle antisemitische Morde beklatschen oder relativieren“.

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29 Jun

Von schlechtem Sex zur patriarchalen Ehe? Überlegungen zu Fichtes Geschlechtertheorie in der Grundlage des Naturrechts (1796/7)

Von Esther Neuhann (Hamburg)


In seinem Werk Grundlage des Naturrechts nach Prinzipien der Wissenschaftslehre [GNR] schließt Johann Gottlieb Fichte von der vermeintlichen Tatsache, dass die Frau[1] beim heterosexuellen Geschlechtsverkehr eine rein passive Rolle einnehme, auf die Notwendigkeit, dass sie bei der Eheschließung „alle ihre Rechte abtrete“[2]. Diese Argumentation funktioniert nun nicht schlicht so, dass die passive Rolle der Frau beim Sex in eine passive soziale Rolle übersetzt würde. Vielmehr meint Fichte, dass die passive sexuelle Rolle der Frau ihrer vernünftigen, aktiven Menschlichkeit erst einmal widerspricht. Dieser Widerspruch werde durch die patriarchale Ehe insofern gelöst, dass sich die Frau bei der Eheschließung aktiv für ihre Unterwerfung entscheide.

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23 Apr

Vom philosophischen Glauben zum Wissen von Religion. Der Beitrag der klassischen deutschen Philosophie

von Georg Sans SJ (München)

„Glauben könnt ihr in der Religion“, pflegte unser alter Mathematiklehrer zu sagen, wenn ein Schüler das Ergebnis einer schwierigen Aufgabe mehr erriet als errechnete und ihn unsicher fragend ansah. Damit verlieh der Lehrer einer weit verbreiteten Überzeugung Ausdruck. Der religiöse Glaube hat mit der Art von Gewissheit, wie sie die Mathematik oder die Naturwissenschaften suchen, nichts zu tun. Nicht wenige Philosophinnen und Philosophen schließen sich dieser Auffassung an. Insofern die Philosophie beansprucht, Wissenschaft zu sein, muss sie die Religion aus ihrem Bereich verbannen.

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21 Mrz

„Der Mensch wird nur unter Menschen ein Mensch“

von Leonhard Weiss (Alfter bei Bonn )


Wie auch in einigen Beiträgen zu diesem Blog thematisiert wird, ist in der aktuellen öffentlichen Debatte oft eine Reduktion von „Bildung“ auf „Kompetenzerwerb“ zu erleben, die etwa vom Kunstpädagogen und Bildungstheoretiker Jochen Krautz zurecht als Ausdruck einer „Ökonomisierung“ von Bildung diagnostiziert und kritisiert wird[1]. Verbunden mit dieser Tendenz, die „Bildung“ letztlich zu nichts anderem, als einer im Sinne der eigenen marktwirtschaftlichen Attraktivität zu erwerbenden „Ware“ macht, ist zugleich eine, wie ich es nennen möchte, „Entpersonalisierung von Bildung“.

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