22 Okt

Vehikel der Unmittelbarkeit: Gedankenexperimente und Erkenntnis

Von Alexander Fischer (Basel)


Wir kennen Gedankenexperimente als kurze, im Kontext philosophischer Argumentation strategisch eingesetzte Narrative[i], die darauf abzielen, möglichst alle relevanten Aspekte einer Problemstellung zu vergegenwärtigen, Muster aufzuzeigen und Lösungsrichtungen innerhalb eines Arguments einsehbar zu machen. Das berühmte Höhlengleichnis Platons, das Straßenbahn-Dilemma Philippa Foots oder John Rawls’ Szenario vom Schleier des Nichtwissens sind nur drei bekannte und oft auch im philosophischen Unterricht eingesetzte Gedankenexperimente. Aufgrund ihrer unmittelbaren Bilderstärke führen sie effektiver als ein langer, rational-diskursiv verhandelnder Text in die innere Aushandlung. Gerade deshalb sind sie als didaktisches Mittel so beliebt und lassen sich gut in andere Formen wie Kurzfilme übertragen und künstlerisch variieren.[ii] Doch was genau ist es in ihrer Gestaltung, das sie im gelungenen Falle zu einem Vehikel unmittelbarer Einsicht werden lässt? Hierauf möchte ich ein kurzes Schlaglicht werfen.

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