15 Jun

Stolz und Vorurteil. Adaptive Erklärungen von Emotionen in der Evolutionspsychologie

Von Rebekka Hufendiek (Bern)


Stolz ist eine Emotion, die für viele Menschen recht unmittelbar nicht nur mit einem positiven Urteil über sich selbst und einem erhebenden Gefühl, sondern auch mit einer Reihe charakteristischer körperlicher Ausdrucksformen – wie einem siegesgewissen Lächeln, einem erhobenen Kinn und der sprichwörtlichen «Stolz geschwellten Brust» – assoziiert ist. Warum ist das so? Eine aktuelle Theorie aus der empirischen Psychologie beantwortet diese Frage folgendermaßen: Stolz hat sich bei uns als sozialen Wesen im Laufe der Evolution ausgebildet und lässt sich kulturübergreifend an den genannten Merkmalen erkennen. Diese Form des emotionalen Ausdrucks hat eine adaptive Funktion, da über ihn der soziale Status innerhalb der Gruppe kommuniziert wird: Der herausgestreckte Brustkorb und das erhobene Kinn gemeinsam mit dem siegesgewissen Lächeln signalisieren den anderen Mitgliedern der eigenen Gruppe, dass man sich selbst ganz buchstäblich für ein hohes Tier hält und diese Position gegebenenfalls auch zu verteidigen bereit ist.

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