Interview mit Martin Gessmann (Offenbach)
Wir sind noch mitten dabei, das Schlimmste zu verhindern bei der Ausbreitung der Corona-Pandemie. Und das ist gut so, es geht um viele Tausende an Menschenleben, weltweit. Und doch kann man den Augenblick auch schon nutzen, um nach vorn zu schauen. Die Art und Weise, wie wir heute miteinander umgehen – mehr oder weniger gezwungenermaßen – könnte zukunftsweisend sein. Man könnte es als einen Testfall ansehen dafür, ob wir es nicht auch freiwillig besser hinbekommen, indem wir etwa auf Reisen verzichten, nicht ständig irgendwohin unterwegs sind und den Konsum herunterfahren. All das würde dem geschundenen Klima und unserer Umwelt sehr zu Gute kommen. Schon jetzt ist etwa klar, dass in Deutschland auch noch die ehrgeizigsten Emissionsziele für 2020 mit wehenden Fahnen erreicht bzw. übertroffen werden. Bis zu 120 Millionen Tonnen CO2-Einsparung sind nach bester Schätzung in diesem Jahr möglich. Man kann es auch so wenden: Willkommen in Gretas Welt. Alles würde klima-gut, würden wir ab jetzt konsequent so weiter machen. Weil das viel zu schön klingt, um wahr zu sein, braucht es dringend einen Realitätscheck – was ist dran an den Post-Corona-Visionen? Steht uns das Ende des Kapitalismus bevor? Wird das Klima durch ein Virus gerettet? Jedenfalls nicht, wenn wir das philosophische Fingerhaken so weiter treiben, mahnt der Philosophen Martin Gessmann. Das Gespräch führte Marc Halbach.
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