28 Nov

Zwei Begriffe der Wissenschaftsfreiheit? Eine Replik auf Karsten Schubert

Von Dieter Schönecker (Siegen)


Der Berliner Philosoph Karsten Schubert kritisiert in seinem Aufsatz über „Zwei Begriffe der Wissenschaftsfreiheit“ den (angeblichen) Begriff, den das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit (NW) verwende. Dieser sei unpolitisch, man bedürfe aber eines kritisch-politischen Begriffs. Schubert irrt. Weder operiert das NW mit einem unpolitischen Begriff von Wissenschaftsfreiheit noch lässt sich mit der von ihm propagierten kritischen Theorie die akademische Cancel Culture (CC) begründen.

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23 Nov

Unsicherheit in der IT-Sicherheit

Von Kaya Cassing (Bochum) und Sebastian Weydner-Volkmann (Bochum)


Die Sicherheit unserer IT-Infrastruktur ist von äußerster Relevanz für unsere digitalisierte Gesellschaft [[1]]. Die Forschung zur IT-Sicherheit übernimmt hier eine zentrale Rolle, wirft aber zugleich ethische Probleme auf, deren Bewältigung derzeit noch kaum Aufmerksamkeit erfährt. In diesem Beitrag soll ein wesentlicher Aspekt dargestellt und dessen normative Aufarbeitung im Kontext der IT-Sicherheit beleuchtet werden: Die paradoxal anmutenden Effekte der Veröffentlichung von Forschungsergebnissen.

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16 Nov

Das Alter bekämpfen oder akzeptieren? Eine philosophische Perspektive auf das gute Leben im Alter

Von Nadine Mooren (Münster)


Der Schriftsteller Jean Améry hat den Umgang mit dem Alter einmal auf die folgende Alternative gebracht: Wir könnten dagegen revoltieren oder resignieren. Für Améry ist die Revolte gegen das Alter der einzig sinnvolle Weg. Im Fundus der Philosophiegeschichte lassen sich jedoch auch Philosoph*innen entdecken, die dafür argumentiert haben, dass ein gutes Leben im Alter vor allem mit Gelassenheit und Akzeptanz zu tun hat.

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14 Nov

Splitter zur Philosophie des Flirtens

Von Gottfried Schweiger (Salzburg) [1]


Liebe ist ein klassisches Thema der Philosophie. Der Prozess des Verliebens schon weniger und wenn es ums Flirten geht, hat die Philosophie – bislang – fast nichts zu sagen. Dabei ist Flirten nicht nur eine häufig anzutreffende und bei vielen Menschen beliebte Interaktion, sie wirft auch einige interessante Fragen auf.

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09 Nov

Der Universalismus der Aufklärung trotz postkolonialer Abgesänge

von Arnd Pollmann (Berlin)


Nur wenige Tage nach den grauenvollen Gewaltverbrechen der Hamas formuliert Philipp Sarasin auf dem Blog Geschichte der Gegenwart eine dezidiert postkoloniale Kritik an Omri Boehms (2022) Plädoyer für einen „radikalen Universalismus“.[*] Das Timing dieser Auseinandersetzung wirkt zunächst ungünstig: Auf Seiten vieler politisch „links“ stehender Menschen herrscht seit den schockierenden Massakern vom 7. Oktober nicht bloß unschlüssiges oder betretenes Schweigen. Spätestens seit der letzten Documenta drängt sich der ungute und in diesen Tage dann auch heftig diskutierte Verdacht auf, nicht wenige Befürworter:innen postkolonialer Herrschaftskritik könnten ein allzu sympathetisches Verhältnis zu israelkritischen oder sogar direkt antisemitischen Organisationen hegen. Und bisweilen ist gar so etwas wie ein postkoloniales Liebäugeln mit dem palästinensischen Terror zu vernehmen. Zugleich richtet sich Sarasins Kritik gegen einen israelisch-deutschen Kantianer, der selbst nicht recht in die üblichen Schubladen passt. Als „Universalist“ ist Boehm nicht nur ein erklärter Gegner postkolonialer Relativierungen. Eben dieser Universalismus führt ihn auch zu einer vehementen Kritik der israelischen Besatzung; was ihn in der Öffentlichkeit beinahe allseitig zur Zielscheibe macht.

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10 Okt

Kleidermode als ästhetisch-empathische Alteritätserfahrung: Eine phänomenologische Bestimmung des Modedesigns anhand von Thierry Muglers La Chimère und anderen Haute Couture Kostümen (Teil 1)

Von Hannes Wendler (Köln) & Janne Krippl (Heidelberg)


And Beauty is a form of Genius – is higher, indeed, than Genius, as it needs no explanation. It is one of the great facts of the world, like sunlight, or spring-time, or the reflection in dark waters of that silver shell we call the moon. It cannot be questioned. It has its divine right of sovereignty. It makes princes of those who have it. You smile? Ah! when you have lost it you won’t smile…. People say sometimes that Beauty is only superficial. That may be so. But at least it is not so superficial as Thought is. To me, Beauty is the wonder of wonders. It is only shallow people who do not judge by appearances. The true mystery of the world is the visible, not the invisible. …”

Oscar Wilde (2006, p. 22): The Picture of Dorian Gray
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05 Okt

Gestern, Heute, Morgen. Tagungen in der Philosophie

von Gottfried Schweiger (Salzburg)


Dieser Text verfolgt drei Anliegen. Erstens geht es mir darum, warum wir – als wissenschaftliche Gemeinschaft – überhaupt Tagungen machen, was ihre Funktionen sind und, heikel, was eine Tagung zu einer guten Tagung macht, wobei ich besonders über soziale Aspekte sprechen werde. Zweitens versteht sich dieser Text als Service. Service für alle, die Tagungen organisieren (müssen oder möchten). Es gibt wenig Austausch darüber, wie man das macht und ich will einige konkrete Schwierigkeiten ansprechen. Drittens schließlich beziehe ich mich vor allem auf meine Erfahrungen als Ko-Organisator der Tagung für Praktische Philosophie, die heuer nach zehn Ausgaben zum letzten Mal in Salzburg stattgefunden hat. Das erlaubt mir die eine oder andere rückschauende Reflexion ohne Verklärung und das Benennen von Dingen, die uns misslungen sind. Scheitern gehört dazu und ich habe keineswegs immer daraus gelernt; vielleicht tun das andere.

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26 Sep

Dienstpflicht von unten

Pflegesituation

von Philipp Stehr (Utrecht)


Frank-Walter Steinmeier wird nicht müde für einen sozialen Pflichtdienst zu werben. Ihm scheint es dabei vor allem um sozialen Zusammenhalt zu gehen und eventuell im Hintergrund auch um die Stärkung der um Nachwuchs ringenden Bundeswehr und des chronisch überlasteten Pflegesektors. Schon vor einiger Zeit hat Dietrich Schotte diese Argumente in einem Beitrag auf diesem Blog näher beleuchtet und dargelegt, warum eine Dienstpflicht, so gedacht, auf wackligen Füßen steht. Ich glaube jedoch, dass damit das letzte Wort in dieser Debatte noch nicht gesprochen ist. Es gibt noch ein weiteres, besseres Argument für eine Dienstpflicht, das so in der Debatte noch nicht zu hören war, nämlich dass wir eine Dienstpflicht denen schulden, die jetzt schon unsere harte und schmutzige Arbeit machen.

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